Auf der Zielgeraden

Jüdische Geschichte(n) neu erzählt

Überarbeitete Dauerausstellung im Jüdischen Museum Westfalen

Vor allem die Begriffe „Digitalisierung“ und „Interaktion“ spielten bei der Umgestaltung eine Rolle und wurden von den Ausstellungsmacher*innen aufgegriffen und umgesetzt. Die klassische Vitrinenausstellung weicht größtenteils einer Präsentation, die zum Mitmachen animiert. Ab Dezember 2018 wird es den Besucher*innen möglich sein, die vielfältige Geschichte und die Traditionen des Judentums aktiver als bisher zu entdecken.

Im Herzen des großen Ausstellungsraumes ist ein spiralförmiger Tisch installiert, der den jüdischen Kalender und seine Feiertage erläutert. Integrierte Objekte zum Anfassen und Durchblättern erleichtern den inhaltlichen Zugang und geben einen Eindruck vom alltäglich gelebten Judentum heute.

Das Motto dieser neuen Dauerausstellung lautet „L´chaim!“- Auf das Leben! Daher verwundert es nicht, dass die Lebenswege aus Westfalen um einige Biografien erweitert wurden. Zum Beispiel um die Biographie der Alexandra Khariakova, die maßgeblich an der Neugründung der liberalen jüdischen Gemeinde in Unna beteiligt war.

Aber auch das Thema der unterschiedlich motivierten jüdischen Migration durch die Jahrhunderte wird skizziert: die Flucht aus Nazi-Deutschland, die Auswanderung nach 1945, die Hoffnung auf einen israelischen Staat und die Migration der letzten 25 bis 30 Jahre. Mit einer im Vergleich über die Gemeindemitgliederzahlen Westfalens und der Präsentation aktueller Projekte zur Stärkung der gesellschaftlichen Vielfalt und gegen Diskriminierung, wird der Bogen in die Gegenwart gespannt.

Seit nunmehr 26 Jahren gibt es am Standort Dorsten das Jüdische Museum Westfalen. Hervorgegangen aus einer engagierten Bürgerinitiative Ende der 1980er Jahre, entwickelte sich das Museum zunehmend zu einem Lern- und Lehrort. Die seit 2001 gezeigte Dauerausstellung mit ihren Schätzen aus der Judaica-Sammlung wurde nun an aktuelle Ausstellungspräsentationen angepasst. Nach fast acht Monaten Umbauarbeiten und einer über zweijährigen inhaltlichen Neukonzeption, stellt das Jüdische Museum Westfalen am 16.12.2018 seine neue Dauerausstellung der Öffentlichkeit vor.

Dies ist ein Ausschnitt des Artikels von Anja Reichert. Der Artikel erscheint in der kommenden Schalom.

(Foto: Arbeitsmodell der Essener Gestalter/innen von „Verb“)