Wir trauern um
Johanna Eichmann.

Unsere Mitgründerin Sr. Johanna Eichmann ist am 23. Dezember 2019 verstorben.

 

Die Mitbegründerin unseres Jüdischen Museums, Schwester Johanna Eichmann, ist am 23. Dezember 2019 im Alter von 93 Jahren verstorben.

Sie hat seit den 1980er Jahren in der Forschungsgruppe „Dorsten unterm Hakenkreuz“, der Kerngruppe des späteren Museumsvereins, mitgearbeitet und die meisten ihrer Publikationen mitgeprägt. Im Rahmen dieser Forschungen hat sie auch ihre eigene jüdische Lebensgeschichte offen gelegt: Sie war in einer jüdischen Familie in Recklinghausen aufgewachsen und 1933 zu ihrem Schutz getauft worden. Gegen Ende des Kriegs ließ der durch den nichtjüdischen Vater erreichte Schutz nach. Nach Zwangsarbeit und Illegalität befreit, studierte sie in Frankreich und trat in den Dorstener Ursulinen-Orden ein. Sie leitete viele Jahre dessen Gymnasium und wurde auch Oberin des Konvents.

Mit der Eröffnung des Jüdischen Museums übernahm sie 1992 die ehrenamtliche Leitung und prägte die Arbeit lange mit ihren Konzepten, Vorträgen und Netzwerken. In dieser Stellung hat sie auch die bei uns gezeigten Dauerausstellungen von 1992 und 2001/2004 wesentlich mitverantwortet – ebenso wie die Expansion unserer Möglichkeiten durch den Anbau 2001. Im Jahre 2006 zog sie sich aus Altersgründen von dieser Position zurück. Der Verein ernannte sie zur Ehrenvorsitzenden, und sie hat bis zuletzt Anteil an unserer Entwicklung genommen. Ihre Lebenserinnerungen hat sie in zwei Büchern 2011 und 2013 niedergelegt.

Für ihre regionalgeschichtliche Erinnerungsarbeit und ihre Verdienste um christlich-jüdische Dialoge erhielt Johanna Eichmann viele Ehrungen – das Bundesverdienstkreuz (1997), den Verdienstorden des Landes NRW (2006), sie war seit 2007 Ehrenbürgerin des Kreises Recklinghausen und seit 2011 der Stadt Dorsten. Und, was ihr besonders wichtig war: 2006 wurde ihr die Dr. Ruer-Medaille der Jüdischen Gemeinde Bochum – Herne – Hattingen verliehen!

Dass das Jüdische Museum Westfalen inzwischen weithin anerkannt ist, verdanken wir auch ihr – und dieser Umstand hat sie in den letzten Jahren sehr erfreut. Der Trägerverein und das Mitarbeiter*innen-Team des Museums werden ihrer Persönlichkeit, die uns so viele Jahre anregend begleitet hat, in ehrender und freundschaftlicher Erinnerung gedenken.

Die Beisetzung findet am 2. Januar 2020 ab 11 Uhr statt; die Freunde und Mitarbeiter*innen des Museum werden um 12.45 Uhr am Jüdischen Museum den Trauerzug durch die Stadt empfangen.

(Foto: A. Klapsing-Reich)