Julia Kaufmann (1862-1942)

NAME
Kaufmann
VORNAME
Julia (auch Jule, Julie oder Julchen genannt)
GEBURTSTAG
18.09.1862
GEBURTSORT
Bonn
MUTTER
Henriette Kaufmann geb. Moses, geb. 26.12.1826, gest. 11.06.1911 in Dorsten, Grab auf Jüd. Friedhof Dorsten
VATER
Carl Kaufmann, geb. 08.03.1837 in Bonn, gest. 05.08.1909 in Dorsten, Grab auf Jüd. Friedhof Dorsten
GESCHWISTER
KINDER
FAMILIENSTAND
ledig
BERUF
Haushälterin, ab 13.07.1916 im Haushalt der Familie Veilchen und Moses Perlstein (Angaben Renate Rengermann, Quakenbrück)
DORSTENER ADRESSE
Lippestraße 57
LETZTE ADRESSEN
08. März 1939, Claas-Tholen-Str. 19, Israelitisches Altersheim-Waisenhaus in Emden, 1941 in das „Greisenheim“, Gnesener Straße Nr. 26, im Ghetto Litzmannstadt
DEPORTATION
23. /24. Oktober 1941 von Emden über Berlin nach Litzmannstadt/Lodz
TODESDATUM
19. April 1942
TODESORT
Ghetto Litzmannstadt

 


Mehr zur Biografie

 

Julia Kaufmann, auch Julchen oder Jule genannt, wohnte mit ihren Eltern in der Lippestraße 57 in Dorsten. Die Eltern Henriette und Carl Kaufmann sind 1911 und 1909 in Dorsten verstorben und auf dem Jüdischen Friedhof, Hasselbecke, begraben. Ihre Grabsteine sind noch erhalten. Ihr Vater war beruflich als Metzger und Viehhändler tätig. Auch hat er sich als Repräsentant und Vorstand der Synagogengemeinde Dorsten von 1881 bis 1905 engagiert.

Das Haus Lippestraße 57 war 1877 von Simon Perlstein erworben und dann 1886 auf seinen Sohn Moses Perlstein und 1934 auf die Tochter Hildegard Perlstein umgeschrieben worden. Familie Kaufmann wohnte zur Miete in dem Haus. 1941 wurde das Haus Lippestraße 57 zum „Judenhaus“ erklärt.

Julchen Kaufmann besuchte sehr oft ihre Heimatstadt Dorsten. Es gab um die Jahrhundertwende eine gute Bahnverbindung von Dorsten nach Quakenbrück. Sie war befreundet mit mehreren Familien und hatte viele Verwandte in der Familie Perlstein in Dorsten. Frau Mühlsiepen/Dorsten wusste 1986 folgendes zu berichten: „Zuletzt war sie 1940 Gast der Familie Linne für ca. 4 Wochen. Man war sehr vorsichtig. Größere Unternehmungen waren nicht angezeigt. 1941 wollte sie wieder nach Dorsten kommen, schrieb aber Ende 1941, ihr gehe es schlecht und sie müssten voraussichtlich weg aus Quakenbrück. Die Tante schickte ein Päckchen nach Quakenbrück. Da sie keine Antwort erhielt, schickte sie Anfang 1942 eine Postkarte nur unterzeichnet mit L. Die Postkarte kam zurück.“

 

 

 

 

 

 

 

 

Gruppenbild: Shoah Foundation Institute, Jewish Survivor Ursula Rosenfeld,3.v.r. Julia Kaufmann

 

Julia Kaufmann war eine Cousine zu Moses Perlstein in Quakenbrück. Ab 13.07.1916 führte sie in Quakenbrück in der Langen Straße Nr. 237 den Haushalt von Moses und Veilchen Perlstein mit den Kindern Arthur und Manfred. Bei der Geburt von Moses Perlstein 1861 in Dorsten war nur der Name der Mutter, Friederika Perlstein, angezeigt worden. Mit 14 Jahren ging er in die Lehre zur Familie Simon nach Berge. Er heiratete deren Tochter Veilchen Simon und machte sich 1889 als Schlachter in Quakenbrück selbständig.

Julia Kaufmann zog 1939 von Quakenbrück nach Emden in das Israelitische Altenheim.

Am 24. Oktober 1941 erfolgte – über Berlin – die Deportation der verbliebenen Emder Juden und Jüdinnen in das Ghetto Litzmannstadt, in das dortige „Greisenheim“, Gnesener Str. 26. wo bis Mitte April 1942 viele Bewohnerinnen den unmenschlichen Lebensbedingungen zum Opfer fielen.

 

Ghettoliste Lodz Blatt 9

 

 

Am 22. September 2011 wurde in der Wilhelmstraße 13 in Quakenbrück ein Stolperstein für Julia Kaufmann verlegt.

 

 


Quellen:
Jüd. Friedhof Dorsten, Mühlsiepen/Dorsten, Renate Rengermann/Quakenbrück, „Der kleine Leitfaden“ Jüd. Friedhof in Dorsten, Yad Vashem, „Eine Reise nach Lodz“ Galerie 2 Ghettoliste Litzmannstadt/Max-Windmiller-Gesellschaft Emden, Shoah Foundation Jewish Survivor Ursula Rosenfeld, Geburtsregister Juden Stadtarchiv Dorsten B 4501, Archiv Jüdisches Museum Westfalen/Konvolut Forschungsgruppe, www.mappingthelives.org