Zum Tod von
Dr. Norbert Reichling
(1952-2024)

Zum unerwarteten Tod unseres Ersten Vorsitzenden, Dr. Norbert Reichling (1952-2024)


Wir sind tief erschüttert und traurig über den plötzlichen und unerwarteten Tod von Dr. Norbert Reichling. Als Vorstandsmitglied und jahrelanger ehrenamtlicher Leiter des Jüdischen Museums Westfalen hat er das Museum nachhaltig geprägt und wesentlich zu seinem Auf- und Ausbau beigetragen. Er war uns guter Freund, Weggefährte und Mentor.

Norbert Reichling wurde am 1. Oktober 1952 in Wuppertal geboren. Er studierte Politikwissenschaft, Soziologie und Publizistik an der Universität Münster und promovierte an der Gesamthochschule Paderborn mit einer Dissertation zur „Akademischen Arbeiterbildung in der Weimarer Republik“. Von 1979 bis 2018 war er im Leitungsteam des Bildungswerks der Humanistischen Union NRW in Essen tätig.

Norbert Reichling war 1987 Gründungsmitglied des Vereins für jüdische Geschichte und Religion e.V., der 1992 das Jüdische Museum Westfalen eröffnete. Seit 1997 war er im Vorstand tätig und leitete das Museum von 2006 bis 2020 ehrenamtlich, neben seiner hauptamtlichen Stelle bei der Humanistischen Union.

Es ist vor allem seinen ausdauernden Verhandlungen und seinem diplomatischen Geschick zu verdanken, dass sich das Land NRW und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe entschieden haben, das Museum finanziell zu unterstützen. Norbert Reichling verhandelte professionell mit zahlreichen Politiker*innen, Verbänden, Vereinen und Sponsor*innen in der Dorstener Stadtgesellschaft immer zur Entwicklung und Professionalisierung der Museumsarbeit­­.

Neben seiner strategischen Arbeit für das Museum, brachte er sein umfangreiches Wissen und seine Fachkompetenz  in die inhaltliche Museumsarbeit ein. Norbert Reichling verfasste zahlreiche Publikationen zur Geschichte, politischen Bildungsarbeit und Erinnerungskultur. Für das Museum initiierte er Projekte, die sowohl beim Publikum wie bei Fachkreisen Anerkennung fanden und zur Reputation des Museums beigetragen haben – unter anderem die Ausstellungen „Heimatkunde. Westfälische Juden und ihre Nachbarn“, „Angekommen?! Lebenswege jüdischer Einwanderer“ und das Bildungsprogramm „Antisemi… was? Reden wir darüber“.

Norbert Reichling war ein äußerst belesener und gebildeter Mensch, intelligent, humorvoll und freundlich. Er war ein Mann der leisen Töne, kooperativ und loyal, der durch Kompetenz und Diplomatie bestach. Dabei trat er immer deutlich und klar für Demokratie, gesellschaftliche Solidarität und Zivilcourage ein.

Vor wenigen Tagen starb Norbert Reichling unerwartet. Sein Tod hinterlässt eine große Lücke. Wir sind dankbar, dass wir ihn kennen durften.

Dorsten, 22. September 2024

 

HIER finden Sie einen längeren, bebilderten Nachruf.