„Einblick in zwei Welten“
Erfahrungen bei der Organisation einer Ausstellung

„Einblick in zwei Welten“ – Erfahrungen bei der Organisation einer Ausstellung

von Philipp Langweg, Praktikant


Das Jüdische Museum Westfalen war ein idealer Ort für mein studentisches Praktikum im Sommer 2024. Hier konnte ich nicht nur mein theoretisches Wissen, welches ich innerhalb meines Bachelorstudiums erlangt habe, praktisch anwenden, sondern ging auch meinen eigenen Interessen nach. Als Student in den Fächern Kunstgeschichte und Religionswissenschaften interessiere ich mich sehr für Kultur, Geschichte und gesellschaftliche Fragen. Da ich vor meinem Praktikum museale Arbeit nie selbständig ausgeführt hatte, war ich gespannt, welche neuen Aspekte auf mich zukommen würden und ob sich ein Einblick für mich ergeben würde, der meine berufliche Orientierung festigt.

 

Schon während des Vorstellungsgesprächs wurde ich gefragt, ob ich Interesse hätte, selbständig eine eigene kleine Ausstellung über ein Thema meiner Wahl zu gestalten. Freudig und auch etwas gespannt nahm ich diese Möglichkeit an, denn ich wusste nicht recht, was mich erwarten würde.

 

Zunächst galt es, einen passenden Themenbereich auszuwählen. Während meines Studiums bin ich über die Begriffe „aschkenasisch“ und „sephardisch“ gestolpert, habe mich jedoch nie wirklich mit dem Thema auseinandergesetzt. Eine gute Gelegenheit also, mein Wissen zu erweitern und andere daran teilhaben zu lassen. Um mir über das Thema einen ersten Überblick zu verschaffen, habe ich mich über Internetquellen informiert. Zusätzlich ist das Museum in Besitz einer eigenen kleinen Bibliothek, in der ich ebenfalls fündig geworden bin.

 

Nach ersten Erkenntnissen musste ich mir nun Gedanken über die Konzeptionierung machen. Einerseits musste ich den mir zur Verfügung stehenden Platz in Betracht ziehen, denn im Alten Betsaal Gelsenkirchen, wo die Ausstellung präsentiert wird, stehen mir nur drei Vitrinen zur Verfügung. Andererseits benötigte ich auch passende Exponate, um mein Thema den Besucher*innen vermitteln zu können. Da das Museum sich spezifisch mit dem Judentum aus Westfalen beschäftigt, war es kein Problem, Objekte ausfindig zu machen, mit deren Hilfe ich auf das aschkenasische Judentum eingehen konnte. Das deutschsprachige Gebiet, in das viele Juden*Jüdinnen im frühen Mittelalter eingewandert sind, wird im biblischen Hebräisch „Aschkenas“ genannt und die dort lebenden Juden*Jüdinnen „Aschkenasim“.

 

Schwieriger gestaltete sich die Suche nach sephardischen Objekten. Viele Juden*Jüdinnen ließen sich im Mittelalter auf der Iberischen Halbinsel nieder (hebr. Sepharad) und deshalb musste ich Exponate finden, die einen Bezug zu Spanien, Portugal oder Nordafrika haben. Glücklicherweise konnte ich auf die Hilfe des Geschäftsführers der jüdischen Gemeinde Duisburg zurückgreifen. Er ist Sammler jüdischer Postgeschichte. Aus seinem Bestand durfte ich mir Postkarten entleihen, welche einen sephardischen Bezug haben.

 

Zur Orientierung legte ich mir einen Vitrinenplan an, damit ich einschätzen konnte, wie viel Platz die Objekte in Anspruch nehmen würden und wie ich die Vitrinen gestalten möchte. Nun konnte ich die Texte zu meinem Thema und den einzelnen Objekten formulieren. Neben der allgemeinen Beschreibung bedurfte es bei den Objekttexten einer gezielten Recherche, um den historischen Hintergrund verständlich darzulegen. Die Texte wurden mehrmals gegengelesen und immer wieder angepasst. Die definitive Formulierung habe ich mit einem Layout-Programm formatiert und auf passende Tafeln drucken lassen. Nachdem die Texte von der Druckerei geliefert wurden, vereinbarten wir einen Termin bei der jüdischen Gemeinde in Gelsenkirchen und bauten die Ausstellung vor Ort auf.

 

Falls Sie sich für die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen sephardischem und aschkenasischem Judentum interessieren, sind sie herzlich eingeladen, die kleine Ausstellung im Alten Gebetssaal in Gelsenkirchen (https://www.gelsenkirchen.de/de/kultur/museen_und_dauerausstellungen/alter_juedischer_betsaal/_doc/Flyer_Synagoge_Gelsenkirchen.pdf) zu besuchen!

 

Das Praktikum am Jüdischen Museum Westfalen war eine schöne Erfahrung, um meine akademischen Kenntnisse praktisch umzusetzen. Durch die freundlichen und hilfsbereiten Kolleg*innen wurde meine Motivation gestärkt, in Zukunft einen Beruf in diesem Arbeitsbereich zu finden.