Nachruf Margot Bücher

Nachruf Margot Bücher – Brückenbauerin zwischen Juden und Christen

Margot Bücher, geboren als Margot Prüfke am 18. Juli 1927 in Köln-Junkersdorf, aufgewachsen in Gelsenkirchen, starb am 28. November 2023 in Jülich.

Der Tod von Margot Bücher ist ein großer Verlust für das Jüdische Museum Westfalen (JMW). Margots persönlicher Werdegang hat sie zu einer Brückenbauerin zwischen Juden und Christen werden lassen. „Seit vielen Jahren bewohne ich diese Welt, die so wunderbar ist und genug Raum bietet allen Menschen, sofern sie einander anerkennen und ein friedliches Miteinander pflegen. Leider lässt Hass und Missgunst die Welt erschüttern“, so Margot Bücher in ihren Erinnerungen vor 10 Jahren. In ihren frühen Jahren hatte sie nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 mit ihrer Familie viel Leid erfahren müssen. Ihr christlicher Vater Kurt Prüfke wollte sich nicht von seiner jüdischen Frau Elfriede scheiden lassen. Arbeitsentlassung bei Mannesmann folgte. Margot kommt 1934 in die Schule. Sie schreibt „Die Diskrepanz von dem, was ich in der Schule über Hitlers Großartigkeit und alles, was ich zu Hause an Antisemitismus erfuhr, erlebte, war in so jungen Jahren schwer zu verkraften.“

Ihre jüdische Großmutter Henriette Breuer aus Gelsenkirchen wurde 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Ihre Tante Luise Todtenkopf wurde nach Auschwitz deportiert und ermordet, ihr Onkel Kurt Todtenkopf wurde in Buchenwald umgebracht. Ebenso ist ihre Cousine Margot Spielmann zu Tode gekommen. 1941 zog die Familie in das sogenannte „Judenhaus“ in der Augustastrasse in Gelsenkirchen. Im Herbst 1944 wurde Margots Mutter mit vielen anderen jüdischen Frauen, die in einer sogenannten Mischehe lebten, zur Zwangsarbeit in das Lager Elben/Kreis Naumburg bei Kassel gebracht.  Bis zum Kriegsende musste sie hier u.a. mit ihrer Cousine Martha Eichmann (Mutter von Sr. Johanna Eichmann) im Stollenbau arbeiten. Die Großmutter überlebte das Ghetto, auch die Mutter kommt aus Elben zurück. Aber viele andere Verwandte und Freunde sind nicht mehr da.

Margot hat sich für die Aufarbeitung des Naziterrors und besonders immer für die Verständigung von Juden und Christen eingesetzt. Dass der Jugendgeschichtspreis des JMW nach ihrer Cousine, Margot Spielmann, benannt wurde, hat sie besonders gefreut. Seit 10 Jahren zeichnet das JMW Schüler/Jugendliche aus allen Schulformen aus, die sich mit der Geschichte und Gegenwart des Judentums, jüdischer Religion, Nationalsozialismus oder Antisemitismus/Rassismus beschäftigen. Eine erfahrene Jury prüft die eingehenden Beiträge und bei der Preisverleihung würdigt das Museum die Schülerinnen und Schüler für ihr nachhaltiges Engagement gegen Diskriminierung und Rassismus.

Am 28. November 2023 ist Margot im Alter von 96 Jahren nach schwerer Krankheit in Jülich verstorben. Wir sind unendlich traurig, mit Margot einen bemerkenswerten und liebenswerten Menschen zu verlieren, der von den Anfängen unseres Museums mit dabei war. Sie hat unsere  Arbeit sehr geschätzt und unterstützt. Wir danken Margot Bücher für alles rund um das JMW geleistete und werden sie in guter Erinnerung behalten.

Margot Bücher wünschte sich statt Blumen Spenden für unser Museum. Besonders danken wir auf diesem Wege den vielen Spenderinnen und Spendern für die großzügige Unterstützung unserer Arbeit.

Elisabeth Cosanne-Schulte-Huxel für den Vorstand im Februar 2024

Foto im Text: Margot als Kind mit ihren Schwestern und Cousine Margot Spielmann